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Auguste Corteau, geboren 1979 in Thessaloniki, veröffentlicht seit 1999, also seit seinem 20. Lebensjahr; seine frühen Motive waren radikale, fetischistische und exzessive Erotik, Referenzen an die Weltliteratur in Form von Zitaten und Plagiaten sowie Musik und Tod. Später experimentierte er mit anderen Genres, etwa Krimi, Kinder- und Drehbuch. Von den Literaturkritikern wird er als guter Stylist, methodisch und phantasievoll beschrieben, seine Texte als gut strukturiert, provokativ und nie langweilig. Gesprächsstoff bietet immer wieder seine persönliche „Umwandlung“: Mit 23 wird er um einen Vollbart und 70 Kilo leichter, lässt sich scheiden, gibt sein Medizin-Studium auf und verlässt seine Geburtstadt Thessaloniki und zieht nach Athen, wo er heute als Autor, Übersetzer und freier Lektor arbeitet.

Der Roman Hemmungslos selbstmordend (Aftoktonóntas asýstola, Kastaniotis, Athen 2005) ist ein Monolog in einem genial humorvollen und phantasiereichen, oft wortkreierenden Slang. Rosa, die Ich-Erzählerin, beginnt mit der Archäologie ihres Charakters: Eltern und Kindheit. Die Eltern haben sich getrennt, die Mutter, arrogant, weltfremd und zur Melancholie neigend, bringt sich um. Der reiche Vater leidet unter seinem schlechten Gewissen, so verschafft er seiner Tochter in Thessaloniki ein völlig sorgloses und reiches Leben von Athen aus, wo er lebt, und sie weiß es zu feiern: Sie genießt Männer und Sex, Städte, Kleider, Autos. Die Selbstmorddrohungen, die sie am Anfang subtil zum Erpressen des Vaters ausnutzte, werden ihr fast zum Lebensinhalt. Damit bedroht, erzwingt oder verscheucht sie ihre zahllosen Liebhaber, bis sie, die programmatisch Dumme, wenn auch auf ihre Weise bewusste Feministin, einen russischen Linksintellektuellen kennen lernt. So beginnt eine leidenschaftliche Beziehung mit Prügeleien, Hysterien, tiefen Krisen und erstklassigem Sex. Und die Folgen dieser Beziehung machen am Ende klar, wie tief konservativ und traditionell diese typisch „postmoderne“ Lebenshaltung im Grunde war.

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