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Jorgi Jatromanolakis wurde 1940 in Saros/Kreta geboren und lebt in Athen. Er studierte Klassische Philologie in Athen und absolvierte ein Postgraduiertenstudium am King’s College in London. 1979-80 war er Gastprofessor an der Harvard University und heute ist er Professor für Klassische Philologie an der Universität Athen.

Bereits in den 70er Jahren veröffentlichte Jatromanolakis zwei Prosatexte. In diesen avantgardistischen Novellen wird ein ungeschminktes Bild von Griechenland gezeichnet, das durch die Militärdiktatur inspiriert ist: provinziell, kleinbürgerlich und autoritär. 1982 folgte der Roman Der Schlaf der Rinder (Originaltitel: Geschichte), der von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Der „magische Realismus“ des Romans schildert die Geschichte Griechenlands am Anfang des 20. Jahrhunderts. Anhand eines auf Kreta begangenen Mordes entwickelt sich der Text zu einem irrealen, politischen Märchen über Recht und Unrecht. 1993 folgte der Roman Bericht von einem vorbestimmten Mord (Originaltitel: Nutzlose Erzählung, ironische Referenz auf Polybius). Erneut beschäftigt sich Jatromanolakis mit dem Thema Mord, indem er reale Sichtweise und magisch-mythische Wirklichkeit miteinander verflicht: der Roman basiert auf dem realen Ereignis der Ermordung zweier Universitätsprofessoren durch einen Studenten während eines Seminars. Die Leiche des Mörders wurde fast ein Jahr später auf dem mythenumwobenen Berg Dikte gefunden. 1995 folgte der parodistische Text Erotikon; in einer feinen, mittelalterlichen Sprache wird eine Art Kamasutra dargestellt und mit konkret nachvollziehbaren Liebesrezepten versehen. Sein letzter, noch nicht übersetzter Roman Im Athener Tal (2001) beschäftigt sich, ironisch distanziert, mit dem rituellen nationalistischen Fetischismus in Griechenland.

„Auf hohem sprachlichen Niveau verbindet Jorgi Jatromanolakis, der gelegentlich mit Umberto Eco verglichen wird, sozialkritisches Engagement mit den Mythen und Archaismen seiner eigenen Herkunft.“ Der Tagesspiegel, Berlin

 

Rezensionen/Links: FAZ 29.03.1997
                                  FAZ 02.03.1999

 

Im Deutschen liegen vor: Der Schlaf der Rinder. Bruckner & Thünker Verlag, 1996 und Piper Verlag, 1998.

Bericht von einem vorbestimmten Mord. DuMont Verlag, 1998.
dtv (Taschenbuchausgabe) 2001.

Erotikon. DuMont Verlag, 2001.