wpe2.gif (624750 Byte)               wpe5.jpg (8988 Byte)                  

Nikos Panajotopoulos, der erkennbar mit dem amerikanischen Film und amerikanischer Literatur vertraut ist, spekuliert in seinen Büchern über die Einwirkung moderner Wissenschaft und Technologie auf die Kultur und spielt formal mit dem Genre der Science Fiction, um sich so mit aktuellen Gesellschaftsproblemen auseinanderzusetzen, was in der griechischen Literaturwelt ein Novum darstellt. Zentrales Thema ist die unüberbrückbare Spannung zwischen Innen- und Außenwelt seiner Figuren. In seinen Erzählungen stoßen die Helden durch jäh eintretende, wissenschaftlich „meßbare“ Ereignisse an ihre Grenzen im Gefühlsbereich; Materialfehler im physikalischen Bereich werden in eine paradoxe Parallele zum Problem der Schuld, dem „Fehler“ des psychischen Materials, gesetzt. In „O Ziggy ap’ ton Marfán. To imerológio enós exogíinou“ (1998; Ü: Ziggy vom Marfan. Tagebuch eines Außerirdischen) deutet ein zwölfjähriger kranker Jungen sein Gefühl der Entfremdung gegenüber Familie und Umwelt in eine außerirdische Existenz auf einem rauhen und ungastlichen Planeten um, was gleichzeitig komisch und tragisch wirkt. Eine utopische Satire über die Nutzung der Gentechnik zum Nachweis der Begabung, eine Parabel über die Angst des postaufgeklärten Zeitalters vor jeder Unklarheit bietet der Roman „To gonídio tis amfivolías“ (1999), der in der deutschen Übersetzung („Die Erfindung des Zweifels“, 2002) hervorragende Kritiken bekam. In dem Werk, dessen fiktive Verfasserschaft listenreich mehrfach in Frage gestellt wird, schickt Panajotopoulos seinen Helden als Autor der alten Schule in einer profanierten Passionsgeschichte durch alle Höhen und Tiefen einer Schriftstellerexistenz in der imaginierten neuen Zeit. Hier wird das Unbehagen an der Gegenwart zur bissigen Karikatur eines künftigen Literaturbetriebs gesteigert, wo der genetische Code jeden Zweifel, alle Talentsuche und  Literaturkritik überflüssig macht und wo nur noch Affirmation gefragt ist. Da es der Autor als gegeben ansieht, daß das Zeitalter der  Globalisierung bereits begonnen hat, haben seine Figuren fast keine ortsgebundene Identität mehr.

Panajotopoulos lebt und arbeitet hauptsächlich in Athen.

Birgit Hildebrand

© internationales literaturfestival berlin

 

  

Im Deutschen liegen vor:
Die Erfindung des Zweifels. Roman. Reclam Leipzig, 2002
Heiligmacher
. Roman. Reclam Leipzig, 2005

Pressestimmen: „Wright erlebt ein klassisches Martyrium: faustische Höllenfahrt hinab in die Schaffenskrise, Erlösungsversuch durch eine heilige Hure, schließlich Verlockung durch einen luziferischen Ex-Kritiker… Am Ende jedoch besiegt James Wright den Teufel mit einem Trick… Möge das Buch viele Leser finden. Nicht zuletzt deshalb, weil wir dem Autor die vielleicht schönste Widmung der Literaturgeschichte verdanken: ‚für all jene, die sich Abend für Abend in das ungemachte Bett des Zweifels legen.’“

Die Zeit