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Die Schriftstellerin Ersi Sotiropoulos gehört zur Avantgarde der griechischen Literaturszene. Sie wurde 1953 in Patras geboren, studierte in Florenz Philosophie und Kulturelle Anthropologie und arbeitete anschließend in der Griechischen Botschaft in Rom. 1982 debütierte sie mit dem Roman „I fársa“ (Ü: Der Streich), in dem sie das Leben in einer streng patriarchalen Gesellschaft beschreibt. Im Zentrum stehen zwei Frauen, die anonym fremde Männer anrufen, um sie stellvertretend für die gesamte Männerwelt der Lächerlichkeit preiszugeben. Publikum und Kritik nahmen das Buch mit Begeisterung auf.

Seit ihrem erfolgreichen Erstling hat Sotiropoulos, die auch Kolumnen und Drehbücher schreibt, in ihrer Heimat weitere Romane, Erzählbände und Gedichte veröffentlicht. In deutscher Übersetzung liegt bislang nur ihr fünfter Roman „Bittere Orangen“ vor, der 1999 erschien. Als erstes griechisches Prosawerk erhielt das Buch im Jahr 2000 die beiden bedeutendsten literarischen Auszeichnungen des Landes: den Griechischen Staatspreis für Literatur und den Preis der Literaturzeitschrift „Diavaso“.

„Bittere Orangen“ handelt von einer Gruppe junger Menschen, deren Schicksal über verschlungene Pfade miteinander verbunden ist. Zu ihnen gehören die mysteriös erkrankte Lia, ihr arbeitsloser Bruder Sid, der sonderbare Krankenpfleger Sotiris und das verträumte Mädchen Nina. Als sich Lia in einem Athener Krankenhaus von ihrem Pfleger schlecht behandelt fühlt, bittet sie ihren Bruder, diesem einen Denkzettel zu verpassen. Sid schleicht sich daraufhin in das Leben des Eigenbrötlers Sotiris ein. Aber anders als geplant, entsteht zwischen beiden Männern eine eigenartige Freundschaft. So wird Sid in einen grotesken Mordplan des Krankenpflegers hineingezogen, mit dem dieser die zwölfjährige Nina aus dem Weg räumen will, da sie ein peinliches Geheimnis kennt. Für das Mädchen Nina, eine der ergreifendsten Figuren des Romans, bleibt nur das Schreiben, um sich artikulieren und von den „Idioten und Scheintoten“ abheben zu können. Sotiropoulos‘ Roman, dessen Originaltitel wörtlich „Zickzack unter den Pomeranzenbäumen“ bedeutet, lebt von seinem schrägen, schwarzen Humor und einem Hang zum Absurden. Mit ihrer präzisen und unsentimentalen Sprache beschreibt die Autorin das Leben in einer Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne, und erzählt von der Suche nach Nähe und Liebe sowie von der Unmöglichkeit, sich dem Anderen mitzuteilen. Ein ständiger Perspektivwechsel verdeutlicht die Isolation von Sotiropoulos‘ Helden. Die Autorin lebt in Athen.

© internationales literaturfestival berlin

„Einer der schönsten Texte griechischer Prosa des letzten Jahrzehnts.“
Zeitung Eleftherotypia

 

Die Geschichte ist durchzogen von beißend schwarzem Humor, einem feinen Sinn für das Absurde. Ersi Sotiropoulos geht mit der Absurdität so vertraut um wie mit einem alten Freund… Das Buch ist eine meisterhafte schwarze Komödie.“
Kay Cicelis

Im Deutschen liegt vor: Bittere Orangen. dtv, 2001

Rezensionen, u.a.: FAZ 04.10.01